Die Schwäbische Alb: im Süden auf Strecke

Uli Schwenk

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Die Schwäbische Alb, früher auch Schwäbischer Jura genannt, ist ein in Baden-Württemberg und mit seinen Ostausläufern auch in Bayern gelegenes, sich von Südwest nach Nordost hinziehendes Mittelgebirge in Süddeutschland. Sie ist eine durch Erosionseinflüsse zerteilte Hochebene, die nach Nordwesten durch einen sehr markanten Steilabfall begrenzt wird, hingegen nach Südosten sanft abdacht und dort ins Alpenvorland übergeht.

Schwaebische Alb Topo (from Wikipedia)

Der nordwestliche Steilabfall wird Albtrauf genannt und trennt Albhochfläche von Albvorland. Im Nordosten grenzt das Mittelgebirge an das Nördlinger Ries. Nach Südwesten kann es mit der schwäbisch-niederalemannischen Sprachgrenze bei Tuttlingen und Spaichingen abgegrenzt werden.  Die Länge des Gebirges beträgt etwa 200 Kilometer, die Breite im Mittel etwa 40 Kilometer.

Geologisch gesehen ist die Schwäbische Alb eine Schichtstufe und als solche Element des Südwestdeutschen Schichtstufenlandes. Sie ist ferner Teil der Tafeljuralandschaft zwischen Basel und Coburg. Diese Tafeljuralandschaft wiederum ist mit Faltenjura und Fränkischer Alb Bestandteil der Juragebirgszüge zwischen Genf und Coburg.

Hauptmerkmal ist der überwiegend unterirdische Wasserhaushalt, der nicht auf einer primären Porosität des Gesteins beruht, sondern vielmehr sekundär durch den in geologischer Zeit stattfindenden Prozess der Verkarstung (d.h. Korrosion).“

Soweit die Beschreibung der Alb in Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Schw%C3%A4bische_Alb)

Die Alb ist für Segelflieger eine der besten Möglichkeiten sich mit der höheren Schule des Segelfluges vertraut zu machen. Hier kann man auf wunderbare Weise erleben, wie sich der Sonnenstand und die Neigung des Geländes unmittelbar auf die Güte der Thermik auswirkt.

Es gibt ja nicht nur die Energiequelle der Thermik, nein ein Segelflieger sollte sich auch mit der Energie des Hangfluges und des Wellenfluges auseinander setzen.

Pionier Wolf Hirth beschreibt es trefflich in seinen 12 Geboten für Segelflieger :

„5. GEBOT

Ein Segelflieger muß das Element der Luft immer besser kennen lernen
wollen, er  muß auch ein Wißbegieriger und ein Forscher sein,
damit sein Flug zu immer größeren Leistungen führt und sich
ihm alle Möglichkeiten des Luftmeeres erschließen.“

Die Schwäbische Alb bietet unglaublich viele Möglichkeiten, auch bei Flügen von nur wenigen Stunden viele „Aha – Erlebnisse“ zu haben.

Sie wird wettertechnisch in verschiedene Regionen aufgeteilt, ähnlich der Alpen.

Es gibt Wetterlagen, bei denen nur die nördliche oder die südliche Hälfte befliegbar ist.

Es gibt Tage, da ist die Schwäbische Alb komplett blau, aber entlang der am Südrand verlaufenden Donau entwickeln sich traumhafte Wolkenstrassen unter denen man selbst mit Oldtimern kilometerlange Strecken im Geradesausflug absolvieren kann.

Auf der Schwäbischen Alb lässt es sich gut fliegen. In die noch bessere Luftmasse hinein zu kommen entwickelt sich als Ziel für jeden Flugtag.

Die Albhochfläche wird wettertechnisch durch flache Hochtäler, die in Nord – Südrichtung verlaufen geteilt. Sehr oft trifft man westlich eines solchen Tales eine andere Luftmasse an als östlich davon. Als Beispiel seien das Lauchert Tal von Reutlingen nach Sigmaringen (20 km westlich von Münsingen), das Tal von Aalen nach Giengen/Brenz und  der südöstliche Auslauf des Nördlinger Ries bis Donauwörth genannt.

Durch einen Flug über die Schwäbische Alb wird man schnell an Grundgesetze des Segelfluges herangeführt: die gegenseitigen Abhängigkeiten von Geologie und Meteorologie.

Ein geologischer wie meteorologischer Leckerbissen ist vor allem auch das Nördlinger Ries. Das fast kreisrunde Becken ist mit wunderbaren saftigen Wiesen und fruchtbarem Getreideanbau, doch leider nicht mit bester Thermik gesegnet.

Diese landschaftlich sehr reizvolle Gegend der Schwäbischen Alb reizt auch den Segelflieger!

Beim Erfliegen der Schwäbischen Alb kann sich der Segelflieger vortrefflich als Wetterbeobachter üben. Er fliegt mit besonders wachem Auge und erforscht die Zusammenhänge von Untergrund und den dazu gehörenden Wolkenbildern.

Wichtige Details auf dem Boden erkennen zu lernen und dadurch Rückschlüsse für seinen Weiterflug zu ziehen, ist eine der besten persönlichen Schulungsmethoden.

Plötzlich erkennt man eine Wolkenformation, die in der Höhe eine Scherung erkennen lässt, weil die Tops der Wolken durch den Wind anders als gewohnt geformt sind und bedeuten kann , daß die Energie unser Segelflugzeug vielleicht vor den Wolken über die Wolken trägt.

Über den Lautsprecher vom Funkgerät hört man dann meist rasch, dass bereits fliegende Piloten dieses Phänomen erkannt haben und bereits nutzen.

Das Segelfliegen ist eine uralte Tradition auf der Schwäbischen Alb und beschert dem Segelflieger unvorstellbar viele Segelfluggelände.

Bei taktisch geschickter Strecken- und Wetterwahl, können mit allen Leistungstypen von Segelflugzeugen weite Strecken zurück gelegt und Außenlandungen vermieden werden.

Als Ausgangspunkt für Streckenflüge empfiehlt sich die Mittlere Alb, 40 km westlich bis 80 km östlich vom Mittelzentrum Münsingen, jetzt ein UNESCO anerkanntes Biosphärengebiet.

Bereits im Mai 1979 wurde von Klaus Holighaus das erste 1000 km FAI Dreieck in Deutschland von der Hahnweide aus geflogen!

An diesen Tag erinnere ich mich noch sehr genau, weil ich Sportabitur hatte. Beim Luftholen während des Schwimmens sah ich die traumhaften Wolkenstrassen.

Klassischerweise fliegt man bis ca. 550 km auf der Albhochfläche.

Meist zuerst nach Westen bis zum Klippeneck oder bis westlich in den Tuttlinger Raum, danach nach Osten immer nördlich der Donau bis in den Regensburger Bereich und zurück zum Ausgangspunkt.

Ab 550 km können FAI Dreiecke rechtsherum um Stuttgart, mit Start auf dem Schenkel oder auch rechtsherum um Nürnberg geflogen werden.

Je größer man die Strecke wählt umso erlebnisreicher und einfacher wird die Strecke, da man dann entlang der Mittelgebirge fliegen kann.

Als Beispiel die Strecke um Stuttgart:

Entlang der Schwäbischen Alb nach Westen, trickreicher Sprung mit vorheriger thermischer Maximalhöhe zum Schwarzwald.

Nach verlassen der Albkante sinkt die Basis Richtung Schwarzwald ab. Die Stärke der Thermik ist meist nicht mehr so gut.

Es gibt grob ca. drei Thermik – Hauptlinien um in den Schwarzwald zu gelangen:

  1. Südlich des Segelflugbeschränkungsgebietes Stuttgart . Verlassen der Alb Richtung Westen über den Rammert nach Winzeln oder Furtwangen.
  2. Über die Linie Klippeneck nach Villingen
  3. Die Linie Tuttlingen – Reiselfingen –Titisee

Nach Norden entscheidet das Wolkenbild ob man entlang dem östlichen oder eher mittig den Schwarzwald überfliegt.

Am Nordende des Schwarzwaldes holt man größtmögliche Höhe, sollte man diese Möglichkeit verpasst haben, dann kann man noch über Bretten und seinen nach Osten auslaufenden Höhenzügen Thermik finden.

Die Basis sinkt natürlich mit dem Gelände ab. So wird durch die geringere Arbeitshöhe dem Piloten ein spannender Durchflug durch das Kraichgau in Richtung Odenwald ermöglicht.

Man kämpft sich bis zur Autobahn Heilbronn – Sinsheim vor.

Wie durch ein Wunder wird die Thermik nördlich der Autobahn in Richtung Odenwald besser. Die Basis steigt wieder an und der Flug geht wieder flotter voran.

Weiterflug je nach Wolkenbild über den Spessart in die Rhön an den Rand des Thüringer Waldes . Von dort nach Südost entlang dem Bayrischen Wald und am Spätnachmittag auf der Alb wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Ein unvergessliches Flugerlebnis, da die Landschaft so abwechslungsreich ist.

Viele Flüge enden naturgemäß abends mit sterbender Thermik.

Bei gutem Wind mit nördlicher Komponente lässt sich jedoch so mancher Flug im Hangflug fortsetzen.

Ab dem Südwesteck des Nördlinger Ries bei Bopfingen ist bei guter Hangflugerfahrung und entsprechender Flugzeugleistung noch so mancher Streckenkilometer drin.

Selbst in der Mitte der Alb liegende Startplätze können mit lokalem Wissen im Hangflug noch erreicht werden.

Wenn beispielsweise im Hangflug so viel Höhe erreicht wird, dass mit Rückenwind bis zu seinem Ausgangspunkt zurück gekehrt werden kann.

Andernfalls stehen dem Streckenpilot zahlreiche Segelflugplätze entlang der Albkante als Landemöglichkeit zur Verfügung.

Für das Erleben der Landschaft bietet der Ausgangspunkt Schwäbische Alb natürlich noch weitere Genüsse:

Ziel-Rückkehrflüge !

In Richtung Südwest : Zum Schweizer Jura über den Schwarzwald bis querab Genf und zurück oder in Richtung Süden, in die Alpen. Durch den alten Merksatz: „Iller, Lech, Isar, Inn fließen längs zur Donau hin“ wird bewusst, dass diese Flüsse aus den Alpen kommend ein Flussbett haben.

Östlich und Westlich von einem Flussbett , auf den bewaldeten Höhenrücken kann passend zum Wind und Sonnenstand Thermik erwartet werden.

Dort wo Wald angebaut ist, ist für den Landwirt kein so wertvoller Boden anzutreffen, somit ist es dort trockener.

Fliegt man entlang dieser Waldrücken in die Alpen erfährt der Segelflieger ein Panorama das sich kaum toppen lässt.

Nach 100 km Flug im Flachland erscheinen die Alpen so hoch und unüberwindlich, doch mit den Kenntnissen von lokalen Piloten lässt sich diese Hürde nehmen und man erreicht je nach Flugleistung des Flugzeuges und Piloten die höchsten Berge bis an die Bernina, Innsbruck, Davos oder einfach dorthin wo das Wetter gutes Steigen erwarten lässt.

Etwas trickreich gestaltet sich der Einflug in die Alpen. Man erlebt das wunderbare Phänomen wie hohe Berge die Luft aus dem Vorland absaugen!

Man erkennt schon das blaue Band ohne Wolken. Das ist der Moment für die Segelflugpiloten, die sich ein Bild über Strömungen machen können. Man erkennt die Wolken, die noch funktionieren und uns so hoch tragen, dass die Ausgangshöhe ausreicht um die ersten Ost-West-Berggrate überfliegen zu können. Sobald man die Südhänge der Berge anfliegen kann geht es mit guter Thermik nach oben. Je weiter man nach Süden in die Berge eindringt, erlebt man das Ansteigen der Basishöhe.

Nun steht einem die Alpenregion mit all seinen Schönheiten zur vollen Verfügung.

Der Heimflug zurück auf die Schwäbische Alb aus den größten Höhen der Alpen ist ein fliegerischer Hochgenuss.

Man gleitet und gleitet und wartet einfach ab, bis man wieder unter Flachlandthermik seinen Flug nach Hause fortsetzen kann.

Ein Segelflieger Urlaub auf der Schwäbischen Alb gehört in Deutschland zu den Leckerbissen.

Selbst wenn das Wetter mal einen Flugtag nicht ermöglicht, bietet einem die Ferienregion Schwäbische Alb für die ganze Familie etwas:

Kulinarische , sportliche, kulturelle und landschaftliche Vielfalt.

Herzlich Willkommen auf der Schwäbischen Alb.

 

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